Eröffnungsrede zur Ausstellung „Wege der jüdischen Geschichte“

Eröffnungsrede zur Ausstellung „Wege der jüdischen Geschichte“
mit Werken von Irina Gerschmann am 16. März 2017 im Rathaus Erlangen 

„Irina Gerschmanns Wege der jüdischen Geschichte – eine Reise zur Identität“

Dr. Kerstin F. M. Blum

 

Kerstin Blum Rede kl

Aus mir braust finstre Tanzmusik,
Meine Seele kracht in tausend Stücken;
Der Teufel holt sich mein Missgeschick,
Um es ans brandige Herz zu drücken.

Die Rosen fliegen mir aus dem Haar
Und mein Leben saust nach allen Seiten,
So tanz ich schon seit tausend Jahr,
Seit meiner ersten Ewigkeiten.

 

In ihrem Gedicht „Mein Tanzlied“ beschreibt die deutsch-jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler¹ mit wortgewaltiger Intensität das Spannungsverhältnis zwischen dem weiblichen Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung. Wie in der religiösen Ekstase eines Derwisch-Tanzes ist das lyrische Ich der schicksalhaften Kreisbewegung ausgeliefert, das Individuum zersplittert „in tausend Stücken“, wie es schon seit „tausend Jahr, seit meiner ersten Ewigkeiten“ geschieht.

Die Worte der Dichterin lassen Bilder entstehen im Kopf des Zuhörers. Gewaltige Bilder, intensive Bilder, kraftvoll farbige Bilder einer hemmungslos wild tanzenden Frau, einer Frau, die zum Sinnbild einer jahrtausendealten Kultur wird, im Zentrum eines machtvollen Mahlstroms, aus dem sie nicht entkommen kann. Eine Frau mit Rosen im fliegenden Haar. Eine Frau, deren Seele in viele kleine farbige Mosaiksteine zersplittert. Eine Frau, die mitten im Leben steht und vom ewiglichen Schicksal eingehüllt ist. Betrachte ich Irina Gerschmanns Frauengemälde „Auf ihrem Weg“, „Perspicientia“ oder „liberata est“, drängt sich mir unweigerlich der Vergleich mit Else Laske-Schülers Gedicht auf.


¹ 1869-1945, Vertreterin der avantgardistischen Moderne und des Expressionismus in der Literatur. Kleist-Preis 1932

 

Auf der Suche nach ihrer eigenen jüdischen, weiblichen Identität erweitern beide Künstlerinnen ihre Identitätssuche, erforschen Parallelen zum Leben anderer weiblicher Protagonisten und suchen einen neunen Zugang zu ihren Wurzeln zu eröffnen, der ebenfalls in ihre Reise zu sich selbst einfließt.

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte bedeutet für Irina Gerschmann auch die Auseinandersetzung mit ihrem jüdischen Erbe und der Erkenntnis, ein kleiner Mosaikstein im langen Weg der jüdischen Geschichte zu sein. Die großformatige textile Collage „Der Zug der jüdischen Geschichte“ aus dem Jahr 2008, die Sie hier bestaunen können, war zwar bei weitem nicht das erste Werk, in dem sich Irina Gerschmann mit ihrem jüdischen Erbe auseinandergesetzt hat. Es ist aber mit Sicherheit das komplexeste und steht am Anfang einer intensiven Beschäftigung mit einem Themenkomplex, an dem der Künstlerin sehr gelegen ist.

War ihr Fokus in früheren Jahren mehr nach außen gerichtet, wendet sich der Blick der Künstlerin jetzt vermehrt nach innen. Sie nimmt Rollen ein, indem sie sich mit Archetypen und Stereotypen auseinandersetzt. Sie setzt sich selbst in neue Kontexte, indem sie ihre historischen und künstlerischen Alter Egos in neue Umfelder verpflanzt. Sie geht auf Distanz zu sich selbst, indem sie das Maß des bildenden Künstlers ansetzt. Sie sucht den Überblick, indem sie sich haarklein mit den Daten und Fakten ihrer geerbten Kultur auseinandersetzt. Sie studiert ihre Vorbilder in Kunst, Kultur und Geschichte und kombiniert sie mühelos zu neuen persönlichen Bildgeschichten. Wenn Sie glauben, in einem Bild eine Hommage an El Greco oder an Botticelli zu entdecken, sehen Sie richtig. Als akademisch ausgebildete Künstlerin bedient sich Gerschmann bei Ihren Vorbildern. Sie spielt so mit der Mischung aus Vertrautem und Neuem und fordert den Betrachter heraus, die Geschichten hinter den Bildern zu entschlüsseln. Dabei fließen sowohl der ursprüngliche Kontext der Leihgaben, als auch der identitätsforschende persönliche Kontext der modernen Künstlerin ein und lassen eine neue Bildsprache entstehen.

Irina Gerschmanns beide Welten, die Mode und die bildende Kunst, verbinden sich in ihren Arbeiten zu einer neuen Kunstform, in der sich Portraits, Stillleben, Akte und Landschaften zu abstraktornamentalen Kompositionen verwandeln. Betrachte ich das OEuvre von Irina Gerschmann, sehe ich eine Vielfalt unterschiedlicher Werke, die auf den ersten Blick wenig miteinander gemein zu haben scheinen. Ich sehe Werke, die in sich Strömungen verschiedener Kulturen, Gattungen, Stoff- und Motivkreise vereinen. Irina Gerschmann selbst sagt dazu: „Wenn ich eine Weile in Textil gearbeitet habe, sehne ich mich nach Leinwand und Farbe, wenn ich mit Farbe gearbeitet habe, gelüstet es mich danach, zu zeichnen.“ Aus diesem Zitat spricht die Leidenschaft der vielseitigen Künstlerin, sich in den Materialien und Techniken ihres Metiers auszudrücken. Sei es die schlichte Unmittelbarkeit der Zeichnung, der Farbsturm ihrer leuchtenden Gemälde oder die gewebte Komplexität ihrer textilen Collagen.

Das Monumentalwerk „Der Zug der jüdischen Geschichte“ von 2008 orientiert sich in seiner Kombination aus eng beschriebenem Text und bildlichen Szenen aus der Geschichte des jüdischen Volkes stark am detailreichen Gedanken der Wissensvermittlung der Tradition der „biblia pauperum“, die im christlichen Mittelalter Menschen, die des Lesens nicht kundig waren die biblischen Geschichten nahebringen sollte. Und tatsächlich lassen sich die detailgetreuen Abbildungen wie Bildgeschichten lesen, die mehrere tausend Jahre der Geschichte des jüdischen Volkes in einzelnen Episoden zusammenfassen. In dicht aufeinander folgenden szenischen Darstellungen erzählt Irina Gerschmann von bedeutenden Stationen der jüdischen Geschichte, von den Ursprüngen bis heute, von der Zerstreuung in die Diaspora bis ins 21. Jahrhundert. Kaleidoskopartig werden Schlüsselszenen aus historischen Ereignissen, von Riten und Bräuchen zitiert und künstlerisch im Stil der einzelnen Epochen interpretiert. Namen und Portraits bedeutender Persönlichkeiten der Weltkultur aus Kunst, Musik, Literatur, Philosophie und Religion, Wirtschaft und Technik verschmelzen zu großflächigen Bildeinheiten, die vom Betrachter als abstraktes Formenspiel erlebt – oder aber als informativer Bild-Textfluss entschlüsselt werden können.

Auch die zurückgenommene Farbigkeit und die sparsam eingesetzten, symbolisch stark aufgeladenen Farbakzente vermitteln einen Eindruck von Alter und historischem Gewicht. Durch die geradezu überwältigende großformatige Gestaltung und den organischen Fluss der bildlichen Narration bietet sich auch der Vergleich mit frühen Freskendarstellungen des Jüngsten Gerichts an, wie beispielsweise Nardo di Ciones Fresken in der Cappella Strozzi in Florenz.

Blickt man noch weiter zurück, stößt man auf die erstaunlichen jüdischen Fresken der Synagoge von Dura-Europos, einer antiken Stadt im heutigen Syrien, die im 3. Jahrhundert nach Christus zum Römischen Reich gehörte. Dura-Europos ist deshalb von besonderer Bedeutung, da sie die einzige erhaltene antike Synagoge ist, die mit figürlicher Wandmalerei ausgemalt war. Die Fresken sind heute im Nationalmuseum Damaskus zu sehen und es ist zu hoffen, dass sie auch diese schweren Zeiten überleben werden. Die Wandmalereien in der Synagoge erregte gewaltiges Aufsehen, denn es handelt sich dabei um den größten antiken Gemäldezyklus, der erhalten ist. Auch religionsgeschichtlich sind diese Fresken von Bedeutung, da die dortigen jüdischen Gemeinden zunächst als bilderfeindlich eingeschätzt worden waren. Im Jerusalemer Talmud² wird jedoch berichtet, dass man zu dieser Zeit begann, die Wände von Synagogen zu bemalen. Spätestens hier wurde klar, dass das im jüdischen Schrifttum ausgesprochene Bilderverbot³ im spätantiken Judentum nicht als absolut verstanden wurde. Der Impuls zur Darstellung ging vermutlich vom Volk aus, welches das Bilderverbot weniger strikt verstand und nur Kultbilder ablehnte. Die Malereien wurden von den Rabbinen geduldet. Wir können lange spekulieren, welche ältere Tradition hinter diesen Bilderzyklen steht, ob es dafür andere, nicht erhaltene Vorbilder gab oder ob es sich um einzelne Phänomene handelt.


² Mischnatraktat Avoda sara [Götzendienst] III 3/42a
³ Exodus 20,4f und Dtn 5,8f

 

Möglicherweise wurden sie geboren aus dem Bedürfnis der – von einer heidnischen Bilderwelt geprägten – Gläubigen, die Schriften unabhängig vom geschriebenen Text anschaulich zu machen. Ein Gedanke, der gerade in der Diaspora naheliegen mag. In diesem Fall würde es sich bei den Bibelzyklen in Dura-Europos ebenfalls um eine Art „biblia pauperum“ handeln.

Man kann also sagen, dass Irina Gerschmanns „Wege zur jüdischen Geschichte“ ein konkretes historisches Vorbild in den jüdischen Bibelzyklen von Dura-Europos haben. Ganz im Stile alter Fresken kann sich der Betrachter in die bildnerisch dichte künstlerische Schilderung vertiefen und in den präzisen Bildmontagen verlieren. Die Technik der Materialcollage, mit ihrem Spiel von groben und feinen, harmonischen und zerstörten Strukturen, betont die Materialität und damit den Wirklichkeitsbezug der Werke anschaulich und führt sowohl das kollektive Schicksal des jüdischen Volkes innerhalb des großen Weltgeschehens eindrücklich vor Augen, als auch den Stellenwert und die Bedeutung der einzelnen Mitglieder der Glaubensgemeinschaft.

Irina Gerschmanns bemalten Textilcollagen stellen eine überzeugende Kombination aus ungegenständlich-expressiv geschnittenen Stoff- und Materialteilen und aus realistisch bis abstrahierend gemalten eigenständigen Bildelementen und Bildzitaten dar. Sie bieten dem Betrachter das Erlebnis, sich zwischen mehreren Bildebenen und vielschichtig angelegten Bildräumen frei zu bewegen und so eine Vielzahl eigener Eindrücke und persönlicher Bilder zu ersehen, um sich dann ganz auf die Wirkung und die Aussage der Gesamtkompositionen einzulassen. Die Werke oszillieren zwischen linear aufgebauten Tableaus, die in ihrer gedeckten Farbigkeit und organischen Struktur an Höhlenbildnisse erinnern, ausdrucksstarken monochromen Zeichnungen sowie expressiven malerischen Farbexplosionen, die mit der Konstruktion und Auflösung von Mustern und Strukturen spielen. Der textilgestalterische Hintergrund, die Vertrautheit mit Materialität und Sprache des Stoffes, befähigen Irina Gerschmann dazu ihren eigenen Beitrag in das Gewebe der Geschichte einzuflechten.

Die jüngeren, kleinformatigeren Werke, die Irina Gerschmann nun im Rahmen dieser Ausstellung zeigt, haben im Vergleich eine reduziertere Bildsprache. Die Verwandtschaft zum Vorbild ist jedoch deutlich: Stoffreste sind auf einen Untergrund aus Stoff appliziert, ergänzt von schlichten Zeichnungen. Hinzu kommen in den neuen Werken kleine Objekte, wie Sicherheitsnadeln, Nähnadeln oder kleine Amulette, die Kommentare zur Produktion der Kunstwerke sowie zu einem der historisch akzeptierten Berufe für Menschen jüdischen Glaubens darstellen. Spielten Faden und Schnur bereits in „Der ewige Zug der jüdischen Geschichte“ eine Rolle, so rücken sie nun in den Vordergrund. Möglicherweise inspiriert durch die Geschichte des in Franken geborenen Erfinders der Blue Jeans Levis Strauss, dem die in Mittelfranken wohnhafte Künstlerin ein Werk widmete, verwendet Gerschmann nun auch Jeansstoff. Die dominanten Farben des neuen Zyklus sind damit Blau und Rot – zwei Farben, die bis heute eine große Wichtigkeit im Judentum haben. In der Thora werden die Israeliten dazu aufgefordert, die Fäden ihres Tallit in Erinnerung an Gott im Himmel mit dem aus der Purpurschnecke gewonnenen Indigoblau zu färben.Scharlachrot und Karmin hingegen symbolisieren das Blut und damit das Leben. Entsprechend ziehen sich rote und blaue Wollfäden durch einige von Gerschmanns kleinen Geschichtsstücken. Die Streifen und Schnüre des Tallit werden in Gerschmanns Bildsprache zu einem grundlegenden Gestaltungselement und zum roten beziehungsweise blauen Faden der Narration. Der Himmel und das Blut des Judentums bestimmen den Zyklus nicht nur inhaltlich, sondern auch visuell.

Neben den Interpretationen zur abendländischen Geschichten beschäftigt sich Irina Gerschmann in ihren Werken auch mit Themen der Passion, wie Golgatha und dem Judaskuss. Aber auch Szenen des Alltagslebens, das Verhältnis zwischen Mann und Frau sowie ihre Kindheit in Odessa beschäftigen die Künstlerin thematisch und finden Eingang in ihre Werke.

Der Weg der jüdischen Geschichte ist ein Weg der Migration, der Suche nach dem besseren Leben. Aufgrund ihres eigenen Migrationshintergrundes kann Irina Gerschmann diesen Aspekt gut nachvollziehen – das kleine Gefühl der Fremdheit, auch nach all den Jahren, die sich nicht zuletzt durch den charmanten Akzent offenbart. „Wir selbst bezeichnen uns als ‚Neuankömmlinge‘ oder als ‚Einwanderer‘.“ Mit diesen Worten beginnt Hannah Arendt 1943 ihren Essay „Wir Flüchtlinge“. Sie analysiert darin die Stellung von Flüchtlingen, die Situation von Menschen also, deren Leben auf die pure Existenz reduziert ist, die in einer rechtlich grauen Zone existieren und vom Wohlwollen – oder der Willkür – anderer Menschen abhängig sind. Arendt bezieht sich in ihrem Text auf die Juden, die vor dem Naziregime in die USA geflüchtet waren. Gerade in unserer heutigen Zeit wird deutlich, dass ihre Worte allgemein auf die Situation von Flüchtlingen und vielen Migranten bezogen werden können. Der Flüchtlingsstatus bringt mit sich die Reduktion eines komplexen Lebens mit all seinen Erfahrungen und Hoffnungen auf den Status des Flüchtlings – inklusive der implizierten sozialen Abwertung. Arendt beschreibt die traumatische Entwertung des bisherigen Lebens in einer Situation, in der man alle Kraft braucht, um sich den Herausforderungen im Exil zustellen, um ein neues Leben aufzubauen, weil man das alte hinter sich lassen musste.

Gesellschaftliche Fragen wie zum Beispiel „Wie wichtig ist mir der Ort, an dem ich lebe?“, „Was ist Heimat?“ oder „Was gibt mir Identität?“ drängen in den Vordergrund. Emotionen wie Angst, Frust und die Notwendigkeit nach Erfolg dämmen das vor allem für den Künstler lebensnotwendige kreative Feuer ein. Nichts ist wertvoller für einen Menschen mit einer Idee als der geneigte Blick, das wohlwollende Ort, die interessierte Aufmerksamkeit. Aus diesem Grund sind wir heute hier zusammengekommen – um mit offenen Sinnen die Werke von Irina Gerschmann auf uns wirken zu lassen, uns neuen Gedanken und Themen zu öffnen und darüber in Dialog zu treten. Die Bildsprache, die Ornamentik, die Technik, die Themen. All das sind Aspekte, die die Werke von Irina Gerschmann prägen, ebenso wie sie ihr Leben geprägt haben.

In Deutschland kennen wir – überspitzt gesagt – nur Katholiken und Protestanten, andere Religionsgemeinschaften fallen damit in den Bereich des Unbekannten, ihr religiöses und kulturelles Brauchtum sind fremd. Was fremd ist, wird oft als beunruhigend, ja sogar als beängstigend empfunden. Was fremd ist, wird gerade heute wieder vermehrt abgelehnt und angefeindet. Gerade in Bezug auf die jüdische Kultur und Religion ist dies, insbesondere in Deutschland, ein großes Versäumnis. Ja, wir haben uns mit unserer Geschichte auseinandergesetzt, wir haben Kenntnis der historischen Gegebenheiten. Vorurteile werden aber bekanntlich nicht durch unpersönliche Fakten abgebaut. Nur der persönliche zwischenmenschliche Kontakt vermag Differenzen aus der Welt zu schaffen, Ängste abzubauen und das Fremde vertraut zu machen.

Ich hatte vor einigen Jahren die Ehre, die Nachfahren vertriebener Juden durch meinen Wohnort Adelsdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt zu führen, durch den Ort, in dem ihre Vorfahren aufgewachsen waren, durch den Ort, der ihre Vorfahren vertrieben hatte. Ich muss gestehen, ich war sehr nervös – was, wenn ich unwissentlich in Fettnäpfchen trete? Was, wenn ich in meiner Unwissenheit ihre jüdische Kultur und Religion brüskieren würde? Meine Sorgen waren unbegründet. Wir sind uns als Menschen begegnet, haben uns offen und auch sehr emotional ausgetauscht und unsere Leben waren danach um eine tiefgreifende Erfahrung reicher.

Das Jahresmotto der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, unter dem auch die Woche der Brüderlichkeit steht, lautet „Nun gehe hin und lerne“. Dazu gehört es auch, dass wir unsere Unsicherheiten, unsere Vorurteile und unsere Ängste vor dem Fremden überwinden. Die Furcht vor einer fremden Kultur, einer andersartigen Religion, einer jahrtausendealten Geschichte, vor einer unbekannten und komplexen Kunst.

Diese Ausstellung bringt die gesamte Spannbreite des Schaffens einer extrem vielseitigen Künstlerin zusammen, deren Werke auf den ersten Blick in ihrer Vielfalt und in ihrer detailverliebten Intensität irritieren und überwältigen. Das verbindende künstlerische Element der Werke ist die Liebe der Kunstschaffenden zum künstlerischen Ausdruck in Linie, Form, Farbe und Material, während sie sich inhaltlich ganz der Erforschung des Zwischenmenschlichen im Allgemeinen und vor dem Hintergrund der sich ewig wiederholenden Geschichte der Menschheit und ihrer ganz persönlichen Geschichte verschrieben hat.

„Judesein heißt, sich von der Strömung des uralten jüdischen Flusses, der immer weiterfließt, tragen zu lassen. Die Reise geht weiter“ so der polnisch-US-amerikanische Rabbiner Arthur Hertzberg.

Folgen Sie nun Irina Gerschmann und ihrer Reise auf den Wegen der jüdischen Geschichte.

Dr. Kerstin F. M. Blum
(Komparatistik, Italienisch, Englisch) Otto-Friedrich-Universität Bamberg/University of South Carolina